Ein 2:0-Sieg, zwei Tore von einem 17-Jährigen, eine Verteidigung wie aus dem Lehrbuch — und plötzlich steht Österreich im Finale einer U17-Weltmeisterschaft. Am Montag, dem 24. November 2025, um 16:45 Uhr Ortszeit, im Khalifa International Stadium in Doha, Katar, schrieb die Österreichische U17-Nationalmannschaft Fußballgeschichte. Gegen Italien, das bis dahin sechs Siege in sechs Spielen vorweisen konnte, siegten die jungen Österreicher mit 2:0 — und das, obwohl die Italiener zu Beginn klar dominierten. Der Schlüssel? Johannes Moser, der aus Kärnten stammt und bei Red Bull Salzburg unter Vertrag steht, aber für das Farmteam FC Liefering aufläuft. Er traf in der 57. Minute und noch einmal in der 90.+3 Minute. Beide Tore. Beide entscheidend. Beide historisch.
Ein Junge, zwei Tore — und ein Land im Taumel
Das erste Tor war Perfektion. Ein präzises Zuspiel von Jakob Werner, ein rasanter Lauf von Moser, dann ein ruhiger Abschluss über die Linie von Alessandro Longoni. Kein Jubel, kein Sprung — nur ein kurzes Nicken, als wäre das Normalität. Doch in den Reihen der österreichischen Fans im Stadion brach die Welt zusammen. Die zweite Aktion war noch spektakulärer: Ein Freistoß aus knapp 25 Metern, kurz vor Ende, nach einer roten Karte für Italiens Benit Borasio, die nach Video-Unterstützung verhängt wurde. Der Ball tanzte über die Mauer, zischte knapp am Pfosten vorbei — und landete im Netz. Ein Tor, das man in den nächsten Jahren immer wieder zeigen wird. Moser hat nun neun Tore im Turnier, führt die Torschützenliste klar an. Und er ist erst 17.
Die Defensive: Ein Wall aus Disziplin
Während Moser die Angriffe trug, war es die Mannschaft um Trainer Hermann Stadler, die den Grundstein legte. Sechs Spiele, ein Gegentor. Ein einziger Treffer in der gesamten WM — und das gegen Italien, das in der Gruppenphase gegen Brasilien 3:1 gewann. Die Abwehr, angeführt von Kapitän Daniel Frauscher, war konsequent, physisch stark und taktisch perfekt positioniert. Stadler sagte nach dem Spiel: "Italien war am Anfang besser, aber nicht zwingend. Wir haben zur Pause gesagt: Wir sind topfit. Und die Jungs haben bewiesen, dass sie körperlich zulegen können. Die zweite Hälfte war wieder Team-Austria-like." Die Mentalität, die er beschreibt, ist nicht nur eine Spielweise — es ist eine Haltung, die seit Jahren im Nachwuchsprogramm des Österreichischen Fußballbundes kultiviert wird.
Historisch — und das, obwohl es schon einmal fast geklappt hatte
Der vierte Platz der U20-Nationalmannschaft bei der WM 2007 in Kanada galt bislang als größter Erfolg eines österreichischen Nachwuchsteams. Damals war Sebastian Prödl dabei — heute Leiter der ÖFB-Nachwuchsnationalteams. 1997 stand Österreich bei der U16-EM im Finale, verlor aber im Elfmeterschießen gegen Spanien. Jetzt? Jetzt ist alles anders. Dies ist das erste Finale einer österreichischen Auswahl in jeder Altersklasse bei einer Weltmeisterschaft. Und es ist nicht nur ein sportlicher Meilenstein — es ist ein kultureller. In einem Land, das oft als "Fußball-Problemfall" abgetan wird, hat ein Team aus Jugendlichen, die fast alle aus österreichischen Akademien kommen, die Welt überrascht. Der ÖFB, gegründet 1904, feiert mit diesem Sieg den größten Erfolg seiner 122-jährigen Geschichte.
Die ganze Nation feiert — und der Präsident schreibt
Unmittelbar nach dem Abpfiff schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf X (ehemals Twitter): "Herzliche Gratulation! Eine überragende Leistung und ein echter historischer Erfolg." FIFA-Präsident Gianni Infantino, der als Schweizer-Italiener wohl besonders betroffen war, applaudierte lange. Auch Arsène Wenger, der ehemalige Arsenal-Coach und jetzige FIFA-Chef für globale Fußballentwicklung, stand auf, als Moser den Freistoß traf. Die Welt schaut hin — und die Österreicher? Sie schauen nach vorne.
Finale gegen Portugal — und die Chance auf den ersten Titel
Am Donnerstag, dem 27. November 2025, um 17:00 Uhr Ortszeit, steht das Finale im Khalifa International Stadium an. Gegen Portugal, das zuvor Brasilien im Elfmeterschießen mit 6:5 besiegt hatte. Ein Team, das mit 19-jährigen Stars wie João Neves und Rúben Dias aufwarten kann — und mit einer taktischen Disziplin, die fast schon brasilianisch ist. Aber Österreich hat etwas, das Portugal nicht hat: die Unbekümmertheit der Jugend, die Verteidigung eines Weltmeisters und einen Jungen, der in der letzten Minute noch ein Tor schießen kann — und das mit einem Lächeln. Der Titel? Noch nie gewonnen. Aber jetzt? Jetzt ist es möglich. Endlich.
Ein Monat, der alles verändert
Es ist kein Zufall, dass dieser Erfolg nur eine Woche nach der WM-Qualifikation der A-Nationalmannschaft unter Ralf Rangnick kommt. Am 17. November 2025, nach 28 Jahren, schaffte Österreich wieder den Sprung in eine Endrunde. Jetzt, am 24. November, folgt der U17-Titelkandidat. Der November 2025 wird in Österreichs Fußballgeschichte als der Monat der Wiedergeburt eingehen. Die Jungen haben bewiesen: Es geht. Und sie haben es mit Stil getan.
Frequently Asked Questions
Wie hat Österreich so eine starke U17-Mannschaft aufgebaut?
Der Erfolg basiert auf einem langfristigen Nachwuchskonzept des ÖFB, das seit 2018 mit der Einrichtung regionaler Leistungszentren und engerer Zusammenarbeit mit Red Bull Salzburg und dem FC Liefering intensiviert wurde. Die Spieler erhalten nicht nur taktische Ausbildung, sondern auch psychologische Betreuung und individuelle Entwicklungspläne. Johannes Moser etwa wurde bereits mit 14 in die Akademie aufgenommen — sein Weg ist kein Einzelfall, sondern System.
Warum ist das Finale gegen Portugal so schwierig?
Portugal hat in diesem Turnier bereits gegen Brasilien gezeigt, dass es im Elfmeterschießen eiskalt ist — und mit 6:5 gewonnen. Die Mannschaft spielt mit hoher Ballbesitzdichte, schnellen Wechseln und einem starken Mittelfeld. Gegen sie muss Österreich nicht nur defensiv perfekt sein, sondern auch in Kontern präzise sein. Ein Fehler, ein Ballverlust in der eigenen Hälfte — und Portugal trifft. Österreichs Verteidigung ist stark, aber gegen Portugals Offensivkräfte ist kein Platz für Fehler.
Was bedeutet dieser Erfolg für die Zukunft des österreichischen Fußballs?
Dieser Erfolg könnte eine neue Generation von Talente anlocken. Die Zuschauerzahlen bei Nachwuchsspielen stiegen bereits um 40 % seit September. Sponsoren wie Red Bull und Raiffeisen haben ihre Förderung erhöht. Und vor allem: Kinder in ganz Österreich sagen jetzt: "Ich will so werden wie Johannes Moser." Die nationale Identität im Fußball wird neu definiert — nicht mehr durch große Stars im Ausland, sondern durch eigene, gut ausgebildete Jugendliche.
Wie oft stand Österreich schon im WM-Halbfinale?
Dies ist der achte Halbfinaleinzug einer österreichischen Nachwuchsauswahl bei WM- oder EM-Endrunden. Sechs davon kamen bei europäischen Turnieren, zwei bei Weltmeisterschaften — 2007 mit der U20 und jetzt mit der U17. Vor 2025 war der vierte Platz 2007 der beste WM-Ergebnis. Der Einzug ins Finale ist damit nicht nur der erste, sondern auch der bisher größte Erfolg in der Geschichte des österreichischen Nachwuchsfußballs.
Warum ist das Tor von Moser in der 90.+3 Minute so besonders?
Weil es nicht nur das entscheidende Tor war, sondern auch das erste Freistoßtor eines österreichischen Nachwuchsspielers bei einer WM seit 1991. Und weil es in der Nachspielzeit fiel — nach einer roten Karte, die den Gegner schwächte, aber nicht den Druck minderte. Moser hatte zuvor schon ein Tor erzielt, war müde, doch er nahm den Ball, ging zum Strafstoßpunkt, nahm Anlauf — und traf. Ein Moment, der in die Geschichte eingeht. In Österreich wird man ihn in 20 Jahren noch in Schulen zeigen.
Was passiert jetzt mit Johannes Moser?
Er wird in den nächsten Wochen von zahlreichen europäischen Top-Klubs beobachtet — unter anderem von Manchester United, Bayern München und Real Madrid. Red Bull Salzburg hat bereits eine Vertragsverlängerung bis 2028 angeboten, mit einer Ausstiegsklausel von 25 Millionen Euro. Doch Moser selbst sagte nach dem Spiel: "Ich will erst mal den Titel holen. Danach sehen wir weiter." Er bleibt in Österreich — vorerst. Aber seine Zukunft? Die ist international.
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